Schwules Paar adoptiert Burschen: Russische Justiz ermittelt gegen Sozialarbeiter

Sozialarbeiter und Adoptiveltern nutzten eine Gesetzeslücke - die Adoptionen waren legal

Symbolbild: Regenbogenfamilie
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In Russland ist die Justiz aktiv geworden, nachdem bekannt geworden war, dass ein schwules Paar zwei Burschen adoptieren durfte. Nun wird gegen die verantwortlichen Sozialarbeiter ermittelt. Die Adoptionen fanden bereits im Jahr 2010 statt.

Zunächst wird gegen die Sozialarbeiter ermittelt, ihnen drohen sogar Haftstrafen

Die Sozialarbeiter würden der „kriminellen Nachlässigkeit“ verdächtigt, so das zuständige russische Untersuchungskomitee am Mittwoch. So sollen sie die Lebensverhältnisse der Kinder nicht ausreichend überwacht haben und diese dadurch nicht vor „gesundheits- und entwicklungsschädlichen Informationen“ geschützt haben. Gemeint ist damit das Aufwachsen bei einem Männerpaar.

Dieses hätte dadurch „unkonventionelle Beziehungen“ gegenüber Minderjährigen beworben – was nach dem umstrittenen Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ in Russland verboten ist. Den Sozialarbeitern drohen nun Geldstrafen, gemeinnützige Arbeit oder gar bis zu sechs Monaten Gefängnis.

Auch das Glück der Regenbogenfamilie könnte auf der Kippe stehen

Damit könnten auch bei einer Verurteilung der Sozialarbeiter Ermittlungen gegen die Regenbogenfamilie drohen. Bis jetzt seien sie nicht davon betroffen, wie der Anwalt Maxim Olenitschew betont. Er engagiert sich in Russland für die Rechte der LGBT-Community und vertritt auch die beiden Männer.

Außerdem könnten die Behörden bei einer Verurteilung der Sozialarbeiter auch die Annullierung der Adoption fordern. „Wir halten das für unzumutbar“, so der Anwalt: Die beiden Burschen seien mittlerweile Teenager. Das Paar, das er persönlich kenne, schätze er als „ideale“ Eltern ein.

Immer wieder kommen schwule und lesbische Paare bei Adoptionen in Russland zum Zug

Da Russland gleichgeschlechtliche Paare nicht anerkennt, können diese eigentlich auch nicht gemeinsam Kinder adoptieren. Auch hat das offizielle Russland die Adoption russischer Kinder durch ausländische homosexuelle Paare und alleinstehende Personen aus Ländern, in denen Lesben und Schwule heiraten dürfen, verboten. 

Erlaubt ist allerdings die Adoption für russische Einzelpersonen – und immer wieder unterstützen Jugendämter so inoffiziell schwule oder lesbische Paare, die sie für geeignet halten. So kam auch dieses Paar zu seinen beiden Adoptivsöhnen. Nach dem Aufkommen dieses Falles scheint zu befürchten, dass Politik und Justiz in Russland nun solche Regenbogenfamilien stärker unter die Lupe nehmen.

Irina Kirkora vom Menschenrechsrat beim russischen Präsidenten betonte allerdings, es sollte kein Grund für Ermittlungen sein, wenn ein Kind von einem gleichgeschlechtlichen Paar aufgezogen wird. Es sei schließlich auch normal, wenn sich etwa drei Frauen, Mutter, Großmutter und Tante, die Erziehung eines Kindes teilten.